Katze und Silvester – geht gar nicht?
Gefühlt ist noch kein Jahr so schnell vergangen wie 2020. Obwohl die meisten von uns – wegen des doofen C‑Virus, von dem ich eigentlich nichts mehr hören oder lesen, geschweige denn schreiben, mag — sehr viel Zeit zuhause verbracht haben (oder besser gesagt verbringen mussten) habe ich das Gefühl, das Jahr ist wie im Flug vergangen. Der letzte Jahreswechsel ist doch gerade erst gewesen?!
Silvester – ein Unwort für Katzenbesitzer?
Den meisten Katzenbesitzern wird ein wenig mulmig zumute, wenn es um den Jahreswechsel geht. Haben doch viele unserer Haustiere verständlicherweise enorme Angst vor der alljährlichen Knallerei, der Unruhe und den extremen Lichtblitzen in dieser speziellen Nacht. Die Hoffnung besteht, dass in diesem außergewöhnlichen Jahr 2020 die Silvesterknallerei etwas ruhiger ausfällt oder sogar teilweise verboten wird. Generell ist sowieso zu hinterfragen, warum dieser Brauch gepflegt wird, warum Geld sozusagen in den Himmel geschossen wird, wenn es doch an allen Ecken und Enden fehlt, ein Großteil der Erdbevölkerung in schrecklicher Armut lebt und es auch unfassbar viel Tierleid zu beklagen gibt. Dieses Geld könnte sicher sinnvoller investiert werden. Trotz allem gibt es viele Menschen, die sich diesen Brauch nicht nehmen lassen und wohl auch nicht verbieten lassen werden.
Wenn auch 2021 vielleicht etwas ruhiger starten wird als gewöhnlich, sollte man als Katzenbesitzer trotzdem gut vorbereitet sein, um seiner Katze dann in dieser speziellen Nacht einigermaßen Sicherheit vermitteln zu können.
Ist die Silvesterangst unserer Stubentiger eigentlich begründet?
O ja, das ist sie. Allein die Tatsache, dass Katzen viel besser hören als Menschen und auch als Hunde — ja sogar Töne im Ultraschallbereich hören können — weist darauf hin, dass laute Töne absolut unangenehm und erschreckend für unsere Lieblinge sind. Und wie schaut es mit den von uns Menschen oft bewunderten farbenprächtigen Lichtblitzen aus, die die Raketen am Himmel entstehen lassen und die ins Dunkel der Nacht leuchten? Sicher sind auch diese verunsichernd und irritierend für unsere Lieblinge. Besonders auch der Geruch, der in so einer Nacht in der Luft liegt, ist sicher alles andere als angenehm für Katzen, wenn auch Wohnungskatzen hier sicher geschützter sind.
Müssen Katzen auf Silvester vorbereitet werden?
Mancher Katzenbesitzer mag vielleicht sagen, dass sich seine Katze gar nicht so sehr vor der Silvesterknallerei fürchtet. Nun ja, sicher gibt es Katzen, die wirklich keine großartige Angst haben. Meine bereits verstorbene Katzendame Gina hatte immer schon ein Faible für Licht. Jeder Sonnenstrahl, der ins Wohnzimmer gefallen ist, wurde von ihr bewundert und inspiziert. Am frühen Silvesterabend hat sie die vereinzelten Raketen beobachtet – natürlich bei geschlossenem Fenster und mit ihrem sicheren Versteck in Laufweite. Wenn die Böllerei gegen Mitternacht hin mehr geworden ist, hat sich Gina dezent unters Bett zurückgezogen und ist irgendwann mitten in der Nacht, dann wenn sich alles beruhigt hatte, zu mir unter die Decke gekrabbelt.
Lichtkatze Gina war wohl eher ein Einzelfall. Zumeist ist die Knallerei zum Jahreswechsel ein Ereignis, auf das besorgte Katzenhalter und Katzen gerne verzichten würden. Wie kann man sich auf diesen Tag gut vorbereiten, um es seiner Katze etwas leichter zu machen?
Vorbereitung ist auch hier alles
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass die gewohnte Routine an diesem Tag so wenig wie möglich von der Routine der „normalen“ Tage abweichen sollte. Natürlich ist spezielles Training gegen die Angst auch bei Katzen möglich. Allerdings braucht dieses Training einiges an Vorlauf und wenn möglich auch professionelle Beratung bzw. zumindest professionelle Literatur zur Anleitung. Solch ein Training ist sehr zu empfehlen und sollte mit Bedacht durchgeführt werden. Die Planung dafür sollte man frühzeitig beginnen. Mit unseren eigenen Katzen war solch ein Angsttraining nicht nötig, da wir das große Glück haben, dass sich unsere Katzen nicht sonderlich vor der Knallerei fürchten.
Ich erzähle euch einfach davon, wie es bei uns zuhause abläuft. Wir versuchen es uns so einzurichten, dass wir den ganzen Silvesterabend bei unseren Lieblingen sein können. Bei uns startet der Silvestermorgen mit einem ausgiebigen Frühstück der Katzen mit dem Lieblingsfutter. Sozusagen als gute Grundlage für den ganzen Tag. Und – hier spreche ich aus eigener menschlicher Erfahrung – mit einem gut gefüllten Bauch wird Stress einfach etwas besser weggesteckt. Wenn man hungrig ist, ist man auch leichter gestresst. Besonders auch im Mehrkatzenhaushalt kann man oft die Erfahrung machen, dass bei Hunger schon mal jemand genervt auf den anderen reagiert. Tagsüber gibt natürlich ein paar Leckerlies, die schaden ja in solch speziellen Situationen nie. Oder auch mal gefüllte Fummelbretter. Zum Abend hin nochmals ein gut gefülltes Futterschüsselchen.
Das schützende Katzenbasislager
Unsere Katzen sind für herausfordernde Außensituationen, wie zB Gewitter, Hitze oder eben ein Feuerwerk, generell einen vorbereiteten Ruheraum gewohnt, unser „Katzenbasislager“ sozusagen. Wie kann man sich das vorstellen? In unserer Wohnung ist das unser Schlafzimmer. Wenn morgens der Wetterbericht einen heißen Tag mit Gewitter verkündet, oder eben an so einem Tag wie Silvester, wird dieser Raum den ganzen Tag über als Rückzugsort angeboten. Der Raum ist ordentlich zusammengeräumt, die Rollläden sind den ganzen Tag über zu und zu Silvester zusätzlich noch als Lärmschutz, die Vorhänge zugezogen. Damit es im Raum nicht zu dunkel wird, sorgen wir für eine kleine indirekte Lichtquelle. Es gibt viele verschiedene Rückzugsmöglichkeiten, die den Katzen aber eigentlich immer zur Verfügung stehen, so dass sie diese gewöhnt sind und sich darin sicher fühlen. Ich persönlich bin ein Fan von der Verwendung von ruhiger klassischer Musik bei meinen Katzen, diese spiele ich gerne in Stresssituationen ab. Musik hat eine erstaunliche Wirkung auf Katzen. Es gibt auch spezielle „Katzenmusik“ (jetzt nicht im Sinne von schlechter Musik, sondern tatsächlich Musik für die Katz) zu kaufen, die die gleiche entspannende Wirkung auf Katzen hat.
Generell sollte man die Katze an diesem Tag nicht besonders intensiv (also anders als sonst) betüddeln, da Katzen sehr spürige, sensible Lebewesen sind und meistens die Nervosität der Katzenhalter merken und auch widerspiegeln. Am besten ist es, den Tag mit den Katzen zu verbringen wie immer, wenn möglich auch den Silvesterabend. Auch die an anderen Tagen übliche Geräuschkulisse gibt den Katzen ein gutes Gefühl, also ruhig den Fernseher laufen lassen oder das Radio. Falls man die Möglichkeit zuhause zu sein zu Silvester nicht hat (feier- oder arbeitsbedingt), gelten natürlich auch die selben Tipps, wie schon erwähnt.
Auch ein Pheromonstecker kann gute Dienste leisten und zur Beruhigung der Katzen beitragen. Dieser sollte früh genug verwendet werden, damit er am Silvesterabend seine Wirkung schon entfalten kann. Bei besonders ängstlichen Katzen könnte man darüber nachdenken, eventuell spezielle natürliche Mittel für Katzen mit beruhigender Wirkung zu besorgen, dazu kann einen der Tierarzt des Vertrauens sicher gut beraten. Mit diesem Gedanken sollte man sich allerdings schon früh genug ausführlich beschäftigen und vom Tierarzt beraten lassen, da gerade auch natürliche Mittel oft etwas brauchen, um ihre Wirkung zu entfalten.
Dieses Jahr werde ich zum ersten Mal versuchen, unseren Katzen mit der TellingtonTouch Methode Beruhigung und Sicherheit zu geben und bin schon sehr gespannt, ob das auch zu einem erträglicheren Jahreswechsel für unsere Katzen beitragen kann.

Einer ruhig – alle ruhig?
Generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich in einem Katzenhaushalt oftmals die eine Katze von der anderen Katze mit Angst „anstecken“ lässt. Im Umkehrschluss wirkt sich auch die Ruhe einer Katze positiv auf die anderen Katzen aus. Meiner Erfahrung nach gibt es in fast jeder Gruppe eine „Chefkatze“. Wenn diese besonders ruhig ist, wird sich das auch positiv auf die anderen in der Gruppe auswirken. Und auch ein ruhiger, ausgeglichener Katzenhalter ist der Ruhe der Katzen sicher förderlich.
Achtsamer Umgang mit der Angst der Katze
Man könnte auch versuchen, die Katzen abzulenken, eventuell mit Fummelspielen, Spielsessions, Streicheleinheiten etc. Wobei sich natürlich eine besonders ängstliche Katze wahrscheinlich nicht durch Futter und Spielen beruhigen lässt. Falls sich die Katze verkriecht, bitte natürlich nicht verbissen eine Ablenkung versuchen. Wir warten meistens nicht das Ende der Knallerei ab (die bei uns oft bis tief in die Nacht weitergeht), sondern gehen dann auch schlafen, wobei ehrlich gesagt die Katzen meistens erst irgendwann in der Nacht den Weg zu ihrem gewohnten Schlafplatz finden. Aber das ist auch in Ordnung so. Katzen sollten dann ihr Versteck verlassen, wenn sie selber dazu bereit sind. Also bitte auch nicht versuchen, die Katze aus dem sicheren Versteck zu heben oder zu locken. Man sollte die Angst der Katze, die ganz natürlich ist, respektieren und die Katze selbstverständlich (wie auch sonst nicht) zu nichts zwingen. Und auch nicht ständig nach der Katze schauen, ob es ihr eh gut geht. Bitte lass deiner Katze und ihrer Angst den Freiraum, den sie brauchen!
Freigängerkatzen – eine besondere Herausforderung zum Jahreswechsel
Für Freigängerkatzen gelten natürlich auch die vorher genannten Tipps. Sollte deine Katze gechippt sein, so wie unsere, bitte nicht darauf vergessen, den Chip zu registrieren. Wenn doch einmal das große Unglück passiert, dass die Wohnungskatze in einem unachtsamen Moment oder aus Schreck aus der Wohnung läuft, ist dann die Möglichkeit größer, dass man dich als Besitzer ausfindig machen kann. Sicherheitshalber sollten Freigängerkatzen, zum Jahreswechsel so früh wie möglich nicht mehr aus dem Haus gelassen werden (am besten schon ab dem Vormittag), um zu verhindern, dass sich die Katze im Freien vor den Böllern oder Raketen erschreckt und sich verletzt oder irgendwo verkriecht. Bitte auch nicht drauf vergessen, die Katzenklappe zu sperren, sollte sich die Katze erschrecken und die Flucht durch die Klappe nach draußen antreten, wäre das nicht gut. Einen Jahreswechsel in Angst um die Katze, die nicht nachhause gekommen ist, möchte sicher niemand erleben.
Am Neujahrstag sollten der Garten, Balkone und Terrassen bzw. das Revier so gut wie möglich auf irgendwelche Reste des Silvesterfeuerwerks kontrolliert werden, damit sich die Katze nicht verletzt.
Alles hat einmal ein Ende — zumindest bis zum nächsten Jahr
Die Hoffnung auf einen ruhigen Jahreswechsel ins Jahr 2021 bleibt aufgrund diverser Feuerwerksverbote bestehen. Völlig angstfrei wird die Silvesternacht an unseren Katzen mit Sicherheit nicht vorbeigehen, so ehrlich muss man sein. Aber mit ein bisschen guter Vorbereitung kann man dem etwas gelassener entgegensehen.
Wir werden denn Abend wie jedes Jahr zuhause bei unserer kätzischen Familie verbringen und uns freuen, wenn diese Nacht gut über die Bühne geht und unsere Katzen am nächsten Morgen wieder entspannt vor ihrem Futterschüsselchen stehen und um Nachschub betteln.